Strukturelle Rahmenbedingungen Fahrgemeinschaften

Neben den persönlichen Gründen für die Teilnahme an Fahrgemeinschaften gibt es auch eine Reihe an förderlichen Rahmenbedingungen, die die Bildung und den Fortbestand von Fahrgemeinschaften beflügeln:

  1. Infolge des wachsenden Verkehrsaufkommens und des Wirtschaftsverkehrs gibt es an vielen Zielorten Stellplatzmangel. Dies kann sowohl an Unternehmensstandorten, an den viele Arbeitnehmer anreisen, oder an stark frequentierten Punkten (Hotspots) im Gemeindegebiet (z.B.: Schulen, Einkaufsstraßen) das Parken unmöglich und/oder teuer machen;
  2. Infolge des Stellplatzmangels an stark frequentierten Punkten im Gemeindegebiet wurden vielerorts Maßnahmen zur Parkraumbewirtschaftung im betroffenen und im daran angrenzenden Bereich, um den Ausweichverkehr und durch die Parkraumbewirtschaftung induzierten Stellplatzmangel zu vermeiden, eingeführt;
  3. Sind Information und Koordination bei potenziellen Teilnehmern einer Fahrgemeinschaft niederschwellig zu erhalten, erhöht sich der Nutzerkreis;
  4. Mobilitätsgarantien beim Ausfall einer Fahrgemeinschaft machen ein Fahrgemeinschaftsprojekt attraktiv, erhöhen jedoch Organsationsaufwand und Kosten;
  5. Speziell ausgewiesene Parkmöglichkeiten an Autobahnanschlussstellen oder anderen Verkehrsknotenpunkten werden seit längerer Zeit eingerichtet und erfreuen sich hoher Akzeptanz (Gehm 2001).
  6. Speziell ausgewiesene Parkmöglichkeiten an stark frequentierten Punkten im Gemeindegebiet (Hotspots) oder auf Unternehmensbetriebsgeländen erhöhen die Attraktivität von Fahrgemeinschaften[1].

Allerdings gibt es auch einige strukturelle Hemmnisse für Fahrgemeinschaften (Zimmer 2005).

  1. Bei Arbeitspendelfahrgemeinschaften wird das Potenzial möglicher Nutzer durch die Art der Beschäftigung beschränkt. Nicht jede Tätigkeit beginnt und endet an einem vorhersehbaren und planbaren Ort.
  2. Eine deutlich gestiegene Anzahl von Erwerbstätigen hat mehr als nur eine Arbeitsstelle. Die individuellen Transportbedürfnisse dieser Gruppe erschweren die Teilnahme an Fahrgemeinschaften.
  3. Ebenso erschwert die Flexibilisierung der Arbeitszeiten die Bildung und den Fortbestand von Fahrgemeinschaften. Gleitzeit und ähnliche Arbeitszeitmodelle wie auch eine stärkere Erwartungshaltung an flexible Arbeitszeitregelungen seitens der Arbeitgeber (bei Bedarf spontane Überstunden oder Arbeitszeitverkürzungen usw.) verringern die Zuverlässigkeit des Mobilitätsangebots der Fahrgemeinschaft.

Der Tagesablauf besteht in verkehrlicher Sicht vielfach aus Wegeketten. Spontane Hol- und Bringwege, Einkauf und Erledigungen und wechselnde Freizeitaktivitäten passen tendenziell nicht zu Fahrgemeinschaften.

 


[1] Vgl.: Extra-Parkplätze für Fahrgemeinschaften. Folder der Volkswagen AG, Wolfsburg, 2012

 

 

Quellen:
Gehm, C.; R.v. G. (2001): Fahrgemeinschaftsparkplätze an Autobahnanschlussstellen. In: Internationales Verkehrswesen (53) 10/2001, S. 470ff.
Zimmer C.A. (2005): Carpooling-Plattform im Eventverkehr. Diplomarbeit am Fachbereich Geographie der Philipps-Universität Marburg.