Fahrgemeinschaften: für Arbeitswege wie für Hol- und Bringwege

Bei Fahrgemeinschaften werden private Fahrten zur Personenbeförderung organisiert.

Fahrgemeinschaften, die auf vorhersehbaren und in der Regel regelmäßig wiederkehrenden Aktivitätenmustern beruhen, also auf Planbarkeit ausgelegt sind, werden vor allem im Arbeitspendelverkehr genutzt. Fahrten für Hol- und Bringdienste sowie für anlassbezogene Aktivitäten, z.B. Eventverkehr, verfügen selten über längere Regelmäßigkeit, sind meist regional und werden oft spontan organisiert. Darüber hinaus gibt es Fahrgemeinschaften für nicht regelmäßige überregionale Fahrten. (Arndt, Y. 2009, eResult 2013, Lasse, W. 2012, Schäfer, M. 2002, Zimmer, C.A. 2005)

Durch Fahrgemeinschaften werden der Besetzungsgrad und damit die Kapazität der Fahrzeuge im Straßenverkehr erhöht, was nicht nur zu positiven Folgen vor allem für die Nutzer sondern auch für den Verkehrsablauf und für die Umwelt und Klima führt. Aufgrund ihres verkehrsvermeidenden Potenzials zählen Fahrgemeinschaften zu den verkehrsorganisatorischen Maßnahmen, die auch aus verkehrsplanerischer Sicht interessieren (SVI, 2001). Vorranging werden sie jedoch von den Nutzern aber auch bei Arbeitspendelfahrgemeinschaften von Arbeitgebern oder bei anlassbezogenen Fahrgemeinschaften von Veranstaltern initiiert und organisiert (ÖAMTC 1995, Zimmer 2005).

Die Motivation zur gemeinschaftlichen Fahrt ergibt sich aus ökonomischen, Einstellungs- oder aber auf den persönlichen Komfort abzielenden Gründen. Hauptmotiv bei Arbeitspendelfahr gemeinschaften sind die Kosteneinsparungen (Schäfer, 2002; eResult, 2013), die sich durch die gemeinsame Fahrt ergeben, sowohl für den Fahrer durch die Verringerung der Fixkosten und variablen Kosten, als auch für den Mitfahrer, der Strecken kostengünstiger als bei eigener Fahrt zurücklegen kann. Hauptbeweggründe für die Initiative zur Bildung von Fahrgemeinschaften von Unternehmerseite sind (Lasse 2012, TUM 2014):

  • die Senkung der Kosten für die Mitarbeiter,
  • die Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und
  • die Steigerung der Mitarbeiterkommunikation.

Bei Fahrgemeinschaften von regionalen Hol- und Bringdiensten sind die ökonomischen Gründe weniger ausschlaggebend, vor allem weil die zurückzulegenden Strecken in der Regel nicht lang sind. Sie werden vor allem von Kinderfamilien und Begleitdiensten für nicht mehr selbständig mobile ältere Menschen organisiert und durchgeführt. Hier überwiegen Überlegungen, Hol- und Bringdienste so zu organisieren, dass Zeit bei den bringenden Personen gespart werden kann, Umweltschutzgründe oder weil kein eigener Pkw zur Verfügung steht. Hol- und Bringfahrgemeinschaften unterscheiden sich von den klassischen Fahrgemeinschaften des Arbeitspendelverkehrs dahingehend, dass die Fahrdienstleistung beim Bringen und Holen zwischen den bringenden Personen geteilt werden kann: eine Person bringt, die andere Person holt. Diese Fahrgemeinschaften erstrecken sich oft auch nur über kurze Zeiträume, z.B. während eines Schuljahres, für im Vorhinein festgelegte regelmäßige Behandlungstermine usw., oder können auch spontan und einmalig organisiert sein. Zu dieser kleinräumigen und flexiblen Form der Fahrgemeinschaften gibt es keine Literatur, aus der Quantitäten, Qualitäten und eventuelle Hemmnisse evaluiert werden können.

Bei veranstaltungsbezogenen Fahrgemeinschaften ist der ökonomische Druck aufgrund der Einmaligkeit des Ereignisses ebenfalls weniger ausgeprägt. Überregionale nicht regelmäßige Fahrgemeinschaften hingegen kommen in der Regel aus wirtschaftlichen Gründen zustanden (Zimmer 2005).

Wichtige Einflussfaktoren auf den Erfolg jeder Fahrgemeinschaft sind (Schäfer, 2002)

  • Information
  • Koordination
  • Zuverlässigkeit
Quellen:
Arndt, Y. (2009): Die Rolle von Verbänden bei der Förderung nachhaltigen Konsums und Konsequenzen für die Verbraucherpolitik. Dissertation. Technische Universität München.
eResult (2013): Betriebliches Mobilitätsmanagement und die Förderung von Fahrgemeinschaften. Studie im Auftrag der Flinc AG, Ludwigshafen.
Lasse, W. (2012): Mobilitätsmanagement und die Förderung von Fahrgemeinschaften im Unternehmen. Studie im Auftrag der flinc AG.
Schäfer, M. (2002): Fahrgemeinschaften im Berufspendelverkehr – in Deutschland auch in Zukunft nur die Nische der Nische ? In: Planungsrundschau 05, Berlin
Zimmer C.A. (2005): Carpooling-Plattform im Eventverkehr. Diplomarbeit am Fachbereich Geographie der Philipps-Universität Marburg.
SVI: Vereinigung Schweizerischer Verkehrsingenieure (2001): Besetzungsgrad von Personenwagen: Analyse der Bestimmungsgrößen und Beurteilung von Maßnahmen zu dessen Erhöhung. Schriftenreihe des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, Bundesamt für Straßen; Forschungsberichte SVI 478, Zürich
ÖAMTC (1995): Fahrgemeinschaft im Berufsverkehr – Leitfaden für die Organisation und Durchführung. Wien
TUM (2014): Standort-Pendeln mit der Fahrgemeinschaft: App der Technischen Universität München. Heruntergeladen am 18.2.2014 unter https://www.tum.de/studium/studinews/ausgabe-012013/show-012013/article/30328/